Kleine Chronik meines Kletterunfalls in Mayen / Ettringen

01.09.2007 Aus Von Tim

Mi 13. Jun 2007 23:15:00
Geschrieben von Tim
[Quelle: http://forum.climbing.de/viewtopic.php?p=157312&sid=56cecf7c005fef1efd2dfcb2eb490a8a]

Letztes kleines Update:
Hab mit eben wieder einen neuen Gurt gekauft – voll der Luxusgurt „Calidris“ von Petzl, gab es zu einem guten Preis – und habe Ihn dann auch direkt an der Brücke in Köln eingeweiht, konnte es dann doch nicht lassen. Hat sich gut angefühlt! Also Klettersasion ist bei mir wieder eröffnet, auch wenn erst einmal nur in den ganz unteren Bereich.
Also bis demnächst am Fels oder in den Alpen…

Tim


Rekorde und Close Calls
Di 01. Mai 2007 09:00:28
Geschrieben von Alex
[Quelle: http://klettern-ettringen.de/index.php?rgt=[TkVVU1RFSU5GTw==] ]Damit Tims Nachricht an uns nicht im Infoteil untergeht, stelle ich diese an den Anfang der Aprilnews. Ich denke ich spreche für alle wenn ich sage, dass wir überglücklich sind, dass trotz des herben Verletzungsbildes, Tim mit dieser supergünstigen Prognose aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, vor allen Dingen, dass er keine bleibenden Schäden aus dem Unfall mit auf seinen weiteren Lebensweg nimmt. Vielen Dank Tim für Deine Nachricht und weiterhin gute Besserung. Seinen Beschreibungen zu den Routen Rosenstolz und dem Projekt links davon kann ich mich nur anschließen, z.Zt. ist das Dornental noch off limits, sobald dort wieder etwas geht, werden wir dort gemeinsam mit den Erschließern eine Lösung für die Probleme suchen.
Hallo Alex,
ich wollte nur mal kurz mitteilen, dass die Ärzte mich heute auf dem Bundeswehrzentralkrankenhaus entlassen haben und es mir für diese Verletzungen (Dünndarmdurchriss, 3-fachen Rippenbruch, Lugenquetschung, Gehirnerschütterung und einer Platzwund am Kopf) sehr gut geht. Die Ärzte meinten, es sei ein Wunder, wie schnell ich wieder auf die Beine komme. Leider werde ich noch drei weitere Wochen krankgeschrieben bleiben :-(. Sport inkl. Klettern/Bouldern ist wohl nicht vor Juni drin. Folgeschäden, außer einer sehr großen Narbe, werde ich wahrscheinlich nicht davon tragen.
Um Gerüchten vorzubeugen, möchte ich hier klar stellen, dass mein Sicherungspartner Ralf im meinen Augen Alles – und wirklich Alles – richtig gemacht hat und wir beide riesiges Glück gehabt haben. Dieser Steinsturz hätte locker für einen oder uns beide tödlich ausgehen können oder mit Querschnittslähmung. Daher Glück im Unglück.
Es kam auch zu keinem Hakenausbruch.
Uns war die Route bekannt und wir haben sie nicht das erste Mal vorgestiegen.
Über den genauen Hergang und warum der Brocken herunter fiel, werde ich/wir später noch etwas schreiben, wenn ich mir bzw. Ralf und ich uns darüber im Klaren sind.
ACHTUNG ROUTE „Rosenstolz“ im Dornental:
Meiner Meinung nach kann es zu einen sehr ähnlichen Unfall in der Route „Rosenstolz“ kommen.
Dort gibt es im mittleren Teil links des Routen-Verlaufs einen schönen Riss. Dieser besteht aber aus zwei (wesentlich größeren als bei unserem Unfall) Klötzen, die lose auf einander stehen. Sehr schön sieht man diese Tatsachen, wenn man das bis auf den Umlenken hakenfreie Projekt links von „Rosenstolz“ klettert. Das diese riesen Klötze nicht fest bzw. sicher stehen, sieht man an den neuen (!) feinen Absprengungen am Fuss des unteren Klotzes. Ich möchte mir gerade nicht vorstellen, wenn jemand versucht die Route clean zu klettern und links immer Friends und Keile legt und dann diese Sicherungspunkt belastet und die Klötze dann „wegsprengt“ ….
Soweit meine erste Sicht als Verunfallter
Ich wünsche Euch allen schöne und unfallfreie Klettertage
Tim
[… weitere Text …]


Felssturz im Dornental III
Mi 06. Jun 2007 19:01:47
Geschrieben von Tim
[Quelle: http://klettern-ettringen.de/index.php?rgt=[TkVVU1RFSU5GTw==] ][UPDATE 05.06.07]
Für alle, die es intessiert oder auch nicht….
Vorab bin jetzt seit zwei Wochen wieder arbeiten [und es macht Spaß, endlich wieder was sinnvolles tun ;-) ] und war auch schon wieder joggen. In zwei Wochen werde ich wahrscheinlich wieder mit lockerem Klettern anfangen [aber bestimmt nicht im Dornental…]
Da es scheinbar vorallen in der Kölner Klettergilde über meinen Kletterunfall und mich x verschiedene Versionen gibt, möchte ich hier kurz Klarheit schaffen.
Kurz zu mir:
Ich kletter jetzt seit über sechs Jahren [sehr viel drausen und oft in den Alpen für Kölner Verhältnisse] und bin zum Zeitpunkt des Unfalls sicher im siebten Grad unterwegs gewesen [auch wenn`s zu Studienzeiten mal mehr war… Mist Arbeitsleben :-( ] Und behaupte von mir, dass ich weiß, was ich da beim Klettern tue.
Zum Unfall:
Nachdem Ralf und ich jeweils den Basaltschatz vorgestiegen sind, habe ich mich an Ayurvedische Prinzessin mit dem verherrenden Ergebnis versucht. Der Vorstieg war soweit okay und ich war an der/meiner? Schlüsselstelle kurz unterhalb des Umlenkers angekommen [der Zug auf den Absatz].
Da ich die Direktvariante ausprobieren wollte [also mehr zentral über die Platte ohne den Riss links] und ich mir nicht ganz sicher war, habe ich in den Querriss hinten auf dem Absatz [an den -ehemaligen- quervelaufenden Untergriffen] einen Friend gelegt und den ich, nach einem vergeblichen Versuch über die Kante zu klettern, vorsichtig belastet habe. [Meine Vorstiegsmoral war an dem Tag nicht so stark und Ralf, ich und ein weiterer Kletterpartner hatten schon einmal dort einen Friend gelegt und belastet. Ohne Folgen] Ich bin NICHT, wie in einigen Erzählungen, in den Friend gestürzt. Auch KEIN Hakenausbruch! Aber das vorsichtige Reinsetzen ins Seil und damit in den Friend hat gereicht, um den Block zu lösen und zum Fallen zu bringen. Mir war auch nicht klar und auch nicht ersichtlich(!), dass es sich um einen losen Klotz handelte, für mich sah der Querriss, wie ein ganz „normaler“ Querriss in festem Fels, aus.
Dann erinnere ich mich nur noch an das Geräusch des fallenden Blocks und dass ich einen Moment später horizontal im Seil/Gurt hing und der Fels und mein Kletterpartner Ralf unter mir voller Blut waren. [durch eine Platzwunde am Kopf. Ab hier war ich wieder voll bei Bewußtsein…]
Ich hatte tierisches Glück, dadurch das der Klotz sich löste [welcher auf dem Absatz lag und in dessen Spalte ich den Friend gelegt hatte], ist mein Friend rausgekracht und ich hatte einen kleinen Sturz von 1-2m(?). Dadurch war ich unter der Kante des Absatzes von dem der Block herrunterfiel. Der Block bekam durch die Kante des Absatzes eine Bewegungsrichtung weg von der Wand. Aber der Klotz [so meinen wir, Ralf und ich] muss mich schon noch erwischt haben, denn Ralf hat es sehr stark angelupft [auf 2-3 m Höhe], welches durch den Ministurz [verursacht durch den Friend-Ausbruch] nicht zu erklären ist. Ferner sprechen meine Verletzungen für den Kontakt mit dem Block.
Der Rest ist mit wenigen Worten gesagt: Vorsichtiges Ablassen durch Ralf, Erstversorgung, Benachrichtigung Rettungsdienst, RTW + Notarzt vor Ort, Bergung durch Feuerwehr per Drehleiter und Bergungstrage (Kran-ähnlich), Abtransport durch RTH [Zum Glück, da sehr fähiger Notarzt, der mich dann abgeschossen und intubiert hat – Gute Nacht… Bis dahin war ich die ganze Zeit bei Bewußtsein und habe alles mitbekommen. Hatte aber relativ wenig Schmerzen], Einlieferung ins BWZK Koblenz. Dort haben Sie mich erst einmal auf Intensiv beobachtet [angeblich, ich weiß nix mehr davon…] und dann abends operiert. [Der Rest siehe unten …]
Ich hoffe ich habe jetzt Klarheit geschaffen.
An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten noch mal danken…
Herzlichen Dank vorallen an Ralf, allen weiteren anwesenden Kletterern, allen sehr engagierten und witzigen Rettungskräften, dem jeweils super Heli- und Krankenhaus-Team! Und an alle lieben (Kletter-)Freunde, die mich nach dem Unfall aufgefangen und aufgebaut haben!
Eins noch: Einige Kölner-Kletterer meinten, dass ich sehr cool mit dem Thema umgehen würde. Ich glaube, das liegt daran, dass ich erstes viel Zeit zum Verarbeiten im Krankenhaus hatte [und es ging mir am Anfang echt Scheisse, ich wollte keine Kletterer als Besucher sehen oder mit ihnen telefonieren] und zweitens war ich mir immer darüber bewusst, dass ich mich beim Klettern [vor allen in den Alpen – mir sind schon genug Steine mit Pfeifen am Helm vorbei geflogen – und beim Eisklettern im Winter] schwer oder tödlich verletzen kann. [Und vielleicht auch, weil ich mal im Rettungsdienst tätig war und die andere Seite als „Retter“ gut kenne…]
Jetzt aber genug BlaBla produziert…
Schöne unfallfreie Klettertage und bis demnächst am Fels… :-)

Tim

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[ORGINAL 30.04.07]
Hallo Alex,
ich wollte nur mal kurz mitteilen, dass die Ärzte mich heute auf dem Bundeswehrzentralkrankenhaus entlassen haben und es mir für diese Verletzungen (Dünndarmdurchriss, 3-fachen Rippenbruch, Lugenquetschung, Gehirnerschütterung und einer Platzwund am Kopf) sehr gut geht. Die Ärzte meinten, es sei ein Wunder, wie schnell ich wieder auf die Beine komme. Leider werde ich noch drei weitere Wochen krankgeschrieben bleiben :-( Sport inkl. Klettern/Bouldern ist wohl nicht vor Juni drin. Folgeschäden, aus einer sehr großen Narbe, werde ich wahrscheinlich nicht davon tragen.
Um Gerüchten vorzubeugen, möchte ich hier klar stellen, dass mein Sicherungspartner Ralf im meinen Augen Alles – und wirklich Alles – richtig gemacht hat und wir beide riesiges Glück gehabt haben. Dieser Steinsturz hätte locker für einen oder uns beide tödlich ausgehen können oder mit Querschnittslähmung. Daher Glück im Unglück.
Es kam auch zu keinem Hackenausbruch.
Uns war die Route bekannt und wir haben sie nicht das erste Mal vorgestiegen.
Über den genauen Hergang und warum der Brocken herunter fiel, werde ich/wir später noch etwas schreiben, wenn ich mir bzw. Ralf und ich uns darüber im Klaren sind.
ACHTUNG ROUTE „Rosenstolz“ im Dornental:
Meiner Meinung nach kann es zu einen sehr ähnlichen Unfall in der Route „Rosenstolz“ kommen.
Dort gibt es im mittleren Teil links des Routen-Verlaufs einen schönen Riss. Dieser besteht aber aus zwei (wesentlich größeren als bei unserem Unfall) Klötzen, die lose auf einander stehen. Sehr schön sieht man diese Tatsachen, wenn man das bis auf den Umlenken hackenfreie Projekt links von „Rosenstolz“ klettert. Das diese riesen Klötze nicht fest bzw. sicher stehen, sieht man an den neuen (!) feinen Absprengungen am Fuss des unteren Klotzes. Ich möchte mir gerade nicht vorstellen, wenn jemand versucht die Route clean zu klettern und links immer Friends und Keile legt und dann diese Sicherungspunkt belastet und die Klötze dann „wegsprengt“ ….

Soweit meine erste Sicht als Verunfallter
Ich wünsche Euch allen schöne und unfallfreie Klettertage

Tim


Felssturz im Dornental II
So 22. Apr 2007 17:07:19
Geschrieben von Alex
[Quelle: http://klettern-ettringen.de/index.php?rgt=[TkVVU1RFSU5GTw==] ]Hallo Ralf,
vielen Dank für die Informationen betreffend der momentanen Verfassung Deines Freundes. Ich kann ihm und auch Dir versichern, dass, als gestern immer mehr Informationen über seinen Unfall durchgesickert sind, uns allen der Atem stockte und wegen der undurchsichtigen Informationslage die schlimmsten Befürchtungen aufkamen. Uns bleibt momentan nur Deinem Freund eine möglichst schnelle und vollständige Genesung zu wünschen, alle, denen ich heute in den Gruben begegnet bin waren sehr betroffen von dieser Nachricht und auch sehr in Sorge um Deinen Freund. Wir würden uns sehr freuen, wenn du ihm unsere Genesungswünsche ausrichtest.
Ich selber kann mich nur Ralfs Bitte anschließen, dass der gesamte Sektor Dornental in nächster Zeit zu meiden ist. Der Zugang zum Sektor ist z.Zt. abtrassiert, ich gehe davon aus, dass noch eine Ortsbegehung des Unfallortes durchgeführt werden soll.
Wie Ralf geschildert hat, geschah der Unfall in der Route Ayurvedische Prinzessin. Auf Höhe des dritten Hakens, dort wo der Quergang zum Umlenkhaken beginnt, muss sich der Block gelöst haben. Der Block selbst steckte oberhalb des dritten Hakens im Felsverband und lag, wie man jetzt erkennen kann, auf einer abschüssigen Felsfläche auf. Ob der Block sich von selbst gelöst hat, oder weil seine leicht überstehende Unterkante als Untergriff für den Quergangszug genutzt wurde, das kann ich nicht sagen, spielt auch keine so große Rolle. Der aus dem Felsverband stürzende Block muss den Vorsteiger frontal getroffen haben und ihn zum Sturz gebracht haben, der Block selbst stürzte dann zum Wandfuß, schlug kurz über den Einstieg noch mal an den Fels (deutliche Schlagmarke) und landete dann im Unterholz etwa 4 Meter vom Wandfuß entfernt. Der Block misst etwa 1Meter x 0,7Meter x 0,5 Meter, sodass man von einem Gewicht von ca. 300kg ausgehen kann. Ein wirkliches Glück im Unglück war, dass der stürzende Block nicht noch den Sicherungsmann, also Ralf, getroffen oder touchiert hat.
Oberhalb des dritten Hakens klafft nun eine unübersehbare Nische im Fels, die vormals von dem Block ausgefüllt war, oberhalb der Nische steht noch etwa 1,5 Meter Basalt an, darüber dann die üblichen Schuttbereiche, wie sie auf den tops der Basaltlaven in der Gegend anzutreffen sind. Ob nun durch den Abgang des Blocks die Standfestigkeit des über der Nische anstehenden Basaltes herabgesetzt wurde, das lies sich durch in Augenscheinnahme von unten nicht beurteilen. Der Basaltoberfläche über der Nische ist mit Rissen durchzogen, Risse im über der Nische hangenden Basalt, die aus dem Nischengrund in das Felsinnere des Hangenden führen, sind von unten erkennbar, aber es ist nicht einzuschätzen, wie tief sie reichen, Setzungs-erscheinungen des Hangenden konnte ich nicht erkennen.
Trotzdem ist bis auf weiteres das Dornental zu meiden, sobald sich diesbezüglich weitere Entwicklungen abzeichnen, werde ich diese natürlich in der Info allgemein machen.
Noch eine abschließende Anmerkung. Berichte bez. des Unfalls erwähnten einen Block der samt Haken ausgebrochen ist, oder es war auch von einem Hakenausbruch in der Berichterstattung die Rede. Das ist nicht der Fall, Haken sind bei dem Unfall nicht ausgebrochen, es ist schon schlimm genug, dass dieser, ich sag es einfach so, Scheißbrocken ausgebrochen ist.
Zum Abschluss: All das hier geschriebene verliert an Wichtigkeit das einzig Wichtige ist, dass Dein Freund wieder gesund wird. Wir denken an ihn und das ist keine so daher gesprochene Floskel.

Alex


Felssturz im Dornental
So 22. Apr 2007 17:06:27
Geschrieben von Ralf
[Quelle: http://klettern-ettringen.de/index.php?rgt=[TkVVU1RFSU5GTw==] ]Gestern, Sa 21.04.07, ist mein langjähriger Seilpartner durch einen Felssturz schwer verletzt worden. Zur Zeit ist er noch auf Intensivstation, aber Gott sei Dank ausser Lebensgefahr. Oberhalb der Ajuvedischen Prinzessin ist ein ca. 200-300 kg schwerer Brocken ausgebrochen und hat meinen Partner mitgerissen. Meiner Einschätzung nach besteht dort akute Lebensgefahr, da man nicht einschätzen kann, wie weit das darüber liegende Felsmassiv hält.

Ralf